Pillnitz
Das Dresdner Elbtal zwischen Übigau und Pillnitz
– eine Flusslandschaft und die bezaubernde Idee einer Gondelfahrt
Wie fast bei Allem in und um Dresden hat hierbei August der Starke, Kurfürst von Sachsen (1694-1733) und ab 1697 auch König von Polen, das Fundament gelegt.
Er hatte von einer Kavaliersreise nach Italien die Idee mitgebracht, aus der Elbe einen “Canal Grande” zu machen. Mit barockem Pomp wollte er auf dem Fluss Gondelfahrten zelebrieren. Schließlich hatte er einen Ruf zu verteidigen, galt er doch im Europa des beginnenden 18. Jahrhunderts als Großmeister der prunkvollen Inszinierungen.
Legendär ist die prachtvolle Kunst seiner beschwingten Barockmetropole, legendär auch die nicht enden wollenden Feste in der Residenzstadt. Zu denen sollten sich nun als neue Attraktion prunkvoll aufgemachte Schiffsparaden gesellen. Dafür wollte er die Gegebenheiten des lieblichen Elbtals um Dresden nutzen und dabei – nach venezianischem Vorbild – seine architektonischen Schätze präsentieren.
In Schloss Übigau, im Westen der Stadt, ging die höfische Gesellschaft zu Schiff. Hier startete das Spektakel.
Vorbei geht es elbaufwärts an der Silhouette Dresdens mit Schloss und Hofkirche, dem Zwinger und der Brühlschen Terrasse, dann durch die sanfte Flusslandschaft. Wiesen und Hänge im satten Grün, zeitweilig steil ansteigend, rahmen die Festgesellschaft auf den Schiffen.
Kleine Kirchen in Pastelltönen bilden bunte Tupfer in der Natur, manche am Berg gelegen, andere direkt am Ufer stehend. Zum Teil sind die Hügel auf der Nordseite des Flusses mit Wein bepflanzt; die geraden Reihen der Reben geben dem barocken Auge ein wenig das befriedigende Gefühl von bezwungener Natur.
Nach fast zwanzig Flusskilometern kündigt sich die grandiose Schlossanlage von Pillnitz mit einem durchkomponierten Park an. Die Hauptachse begleitet parallel das Ufer, bis sie im Schlosshof in einem Lustgarten mit kunstvollen Parterre-Beeten mündet. “Indianische Lustgebäude” wünschte sich der Sächsische Kurfürst für das ländliche Sommervergnügen. Die Chinoiserien, verbunden mit den warmen Farben der Gebäude, vermitteln gekonnt eine vollendete Heiterkeit. Eine breite Treppe vor dem Wasserpalais führt vom Fluss auf das Niveau der Schlossanlage, die höfische Feiergesellschaft hat das Ziel ihrer Reise erreicht und entsteigt ihren “Gondeln”.
August selbst hatte die Schlossanlage um 1720 auf Zeichnungen entworfen. Sie wurde allerdings von seinem Hofarchitekten Matthäus Daniel Pöppelmann behutsam in einen realisierbaren Rahmen korrigiert.
Jede Nichtigkeit wurde zum Anlass genommen, die Gondolieri Kurs auf Pillnitz nehmen zu lassen. Ab 1765 wurde Pillnitz zur Sommerresidenz des Dresdner Hofes. Selbst preußische Könige lassen sich zu begeisterten Sätzen über das Elbtal hinreißen: Als Friedrich Wilhelm II 1791 zum Pillnitzer Fürstentreffen eintrifft, ruft er: “Wohin man blickt, wird man von Schönheit trunken!”
Und das wahrhaft Schöne ist: In dieser Harmonie lässt sich das Elbtal auch heute noch erleben.
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion MONUMENTE (Ausgabe 11/12, 2004),
Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Text: Beatrice Härig
Übigau
Das Schloss Übigau wurde in den Jahren 1724 bis 1726 durch Johann Friedrich Eosander für den sächsischen Kabinettsminister Jacob Heinrich von Flemming erbaut. Es ist ein zweigeschossiger Barockbau mit einer offenen Bogenhalle an der elbseitigen Front. Ein Relief mit sächsisch-polnischem Wappen vervollständigte den Prachtbau. Die Anlage besaß einen reich geschmückten Park in französischem Stil mit zwei Torhäusern, vier Pavillons, Wirtschaftsflügel, Orangerie und Springbrunnen. Die zweiflüglige Treppe zur Elbe diente als Anlegestelle für die Gondeln des Hofes.
Noch während der Bauarbeiten erwarb Friedrich August I. im Jahr 1726 das Schloss und nutzte die erweiterte barocke Gartenanlage für glanzvolle Feste. 1753 fand ein militärisches Lustlager statt. Später überlässt Friedrich August II. die Schlossanlage dem Grafen Sulkowski, dem Rivalen von Graf Brühl. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nutzten die Prinzen des Königshauses das Schloss als Ausgangspunkt für Jagden in der Dresdner Heide.
Im Mai 1813 wurden napoleonische Truppen einquartiert und das Schloss mehrfach geplündert.
Nach der Versteigerung im Jahr 1831 begann eine neue Ära für das Schloss. Die “Aktien-Maschinenbauanstalt-Gesellschaft” kaufte 1838 das Schloss und errichtete an der Nordseite eine Fabrik zum Bau von Dampfmaschinen. Danach kam es zu einer vielfältigen Verwendung von Schloss Übigau: nach einer Dampfmühle, einer Branntwein- und einer Papierfabrik, die im Jahr 1875 abbrannte, wurde das Schloss 1854 bis 1886 von Familie Oppen bewohnt.
Von 1886 bis 1921 bewirtschafteten verschiedene Pächter die “Schloßschänke Uebigau”. In der Zeit um 1900 ging das Schloss in den Besitz der “Dresdner Maschinengesellschaft und Schiffswerft AG” über und wurde dem Verfall preisgegeben, bis im Jahr 1930 der “Zentralverein für Arbeitersport Dresden 1885 e.V.” Schloss Übigau vor dem Abriss rettete. Die Nazis lösten jedoch diesen Verein 1933 auf. Bis zur Enteignung nutzte eine Dampfkesselbaufirma das Gebäude weiter. Danach diente das Schloss dem “VEB Dampfkesselbau Übigau” bis in die 80ziger Jahre als Verwaltungsgebäude.
Seit 1991 ist das Schloss wieder dem Verfall preisgegeben. Der Verein “Bürgerinitiative Schloss Übigau e.V.” bemüht sich um die Rettung dieses barocken Kleinodes. Zwischenzeitlich erwarben private Eigentümer das Schloss um es wieder zu sanieren. Leider wurden nur Notreparaturen durchgeführt. Bis heute wird nur eine Sommerwirtschaft im Garten betrieben, die bei schönem Wetter viele Dresdner und Gäste der Stadt anlockt, um den fantastischen Blick über den Elbebogen bis zu den Türmen der Hofkirche zu genießen.
Übigau 1721, aus: Boetius, Christian Friedrich – 5000 Historische Stadtansichten aus Deutschland.
Elbseite Schloss Übigau 1850, Johann Carl August Richter – 5000 Historische Stadtansichten aus Deutschland. The Yorck Project GmbH
Schloss Übigau (Dresden) Herkules und Mars
Moritzburg
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